Jesus dürfte wohl der berühmteste Schauspieler sein, von dem wir je gehört haben.
Und damit mein ich weniger, dass er den Menschen nur ein Schauspiel vorgetragen und somit womöglich hätte gelogen haben können, sondern dass er ein genialer Geschichtenerzähler war! Mir steht es nicht zu zu urteilen, was Jesus wirklich predigte und ob dies der „Wahrheit“ entsprach. Es hilft vielen Menschen auf der ganzen Welt zu sich selbst zu finden und das ist meiner Meinung nach, auch als konfessionsloser Mensch, eine beachtliche „Leistung“. Was uns aber bewusst sein sollte, ist, dass er es verstand menschliche Wertvorstellungen in Geschichten zu verpacken, welche die Menschen verstanden oder sie zumindest zum Denken anregte. Über sich selbst, über das Leben, über Gott und über die Existenz als Ganzes. Was anderes ist das als ein genialer „Schauspieler“? Und ich meine das als absolute Wertschätzung, denn selbst ein Schauspieler weiss ich, wie wichtig es ist Geschichten so erzählen zu können, dass das Publikum sie bis ins kleinste Detail zu verstehen mag! Somit müsste ich meinem ehemaligen Nachbarn fast Recht geben, dass Jesus wohl wirklich „der erste Rockstar“ war. Denn ebenfalls war Jesus scheinbar ein Lebemensch. Warum sonst sollte er Wasser in Wein verwandeln? Hätte er nicht zumindest auch gerne gesehen, dass die Menschen ausgelassen feiern, dann hätte er diese Tat wohl nie vollbracht. Oder man muss diese Geschichte wiederum als Metapher sehen für etwas, was Jesus vielleicht nicht genau so getan hat. Dieses Urteil überlasse ich jedem selbst. Ich bin mir sicher, wenn christlich Gläubige dies lesen, dass es einige gibt, die zumindest bei dieser Behauptung die Nase rümpfen werden. Doch halte ich dieses Bild von Jesus als durchaus zutreffend. Wir alle lieben gute Geschichten! In Büchern, im Fernsehen, in Spielen. Wir sind sogar liebend gerne Teil von einer Geschichte. Nicht zuletzt unser eigenen (Lebens-)Geschichte. Ich glaube auch, dass Geschichten mit einem tieferen vielleicht sogar spirituellem, mystischen Sinn auch immer eine zusätzliche Faszination ausüben, da wir scheinbar instinktiv spüren, dass es mehr gibt als nur das, was wir sehen und anfassen können. Auch das wusste Jesus mit Sicherheit, denn er hatte es ja scheinbar selbst erlebt! Er wusste dies aber auch geschickt einzusetzen und zu verweben in seinen Geschichten in einer Art und Weise, die, bildlich gesehen, immer dem Esel die Rübe in fast greifbarer Nähe hielt, oder ein wenig „nackte Haut“ zeigte, aber nie alles. Dies sind durchaus dramaturgische oder sogar psychologische Stilmittel, welche übrigens Buddha gleichermassen gebrauchte. Denn sie lassen immer Raum für den „eigenen Weg“, für eigene Lektionen, eigene Interpretationen. Und um die eigene Erfahrung geht es ja schlussendlich in unserem Leben. Deswegen wollen wir immer „wieder kommen“, weil wir immer wieder völlig Neues erleben. Jede Sekunde, jede Minute, jeder Augenblick speist unsere Sinne mit neuen Eindrücken, auch wenn es uns manchmal nicht so vorkommen mag. Vielleicht war ja sogar die Wiedergeburt Christi auch nur eine Metapher für das Verständnis von einem unendlichen Zyklus, den wir durchlaufen. Nicht umsonst sagte Jesus: „Dies und noch viel grössere Taten werdet ihr vollbringen.“ Er sagte damit, dass wir im Grunde genau so sind wie er. Oftmals war er warscheinlich so direkt, dass die Leute diese „direkte Lehre“ kaum glauben konnten, weil sie so einfach und klar erschien. Als hielte jemand einem den Kelch mit dem Trank für ewiges Leben hin und man muss nur zugreifen. Und genau so ist es ja auch, nur dass wir nicht physisch zugreifen müssen sondern „psychisch“. Der „Verstand“, die Seele muss es be-greifen. Wie auch der Schauspieler immer auf eine Lektion hinzielt in einem Stück, zu welcher sich der Protagonist hinarbeitet und diese meist lernt, genauso hat Jesus darauf hingearbeitet, bis zu seinem Tod… und darüber hinaus, uns unsere Lektionen klar zu machen und gleichzeitig als Vorbild zu stehen für die ultimative, „göttliche“ Lektion, so scheint es. Da bleibt einem nur zu sagen: „Zugabe!“ |
AutorDu. Ich. Das Leben. Archive
April 2017
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